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film: Gender X

Natürliches Geschlecht Tunte

zur Zeit bin ich irgendwie immer einen Tag zu spät, auch mit diesem Artikel wieder.

Gestern Abend, als ich von der Arbeit nach Hause kam, lag ein kleines Paket in der Box, welches mir Sheila aus Berlin zugesandt hat. Es enthielt eine kleine DVD, die mit Gender X bezeichnet war.

Gender X ist eine Dokumentation der berliner Transgender-Szene, die Julia Ostertag von 2003 bis 2005 gedreht hat und die zur Berlinale 2005 aufgeführt wurde. Mich hat dieser Film extrem beeindruckt. Er zeigt Leuten die gesamte Sparte von der Berliner Trashtunte, über die Glamouröse Dragqueen, zum Kunstwerk bis zu verschiedenen Arten von Transsexuellen Personen. Wenn man sich den Film anschaut und den Nachspann anschaut, dann ist dieser Film ein echtes Who is Who der berliner Dragszene.

GenderX ist ein sehr ruhiger Film, mit vielen persönlichen Einblicken und vielen Stars und Sternchen der berliner Szene. Nina Queer, Gloria Viagra, Daphne Debaakel, Mataina ah wie süß, Stella Destroy, Polla Disaster, Janka Kroft, Sherry Hollow und und und. Geht noch mehr?

Was bewegt die Personen, was sind sie, wie fühlen sie sich und wie ist ihr eigenes Verständnis von sich selber.

Vollständig sicher bin ich mir aber, dass „Unwissende“ nachdem sie GenderX gesehen haben, noch viel verwirrter sein dürften, als sie es vorher überhaupt nur sein konnten. Kaum einer wird durch die verschiedenen Facetten der Transgenderszene durchblicken, fürchte ich. Fast alle Klischees, die man über Transgender haben kann werden in diesem Film an der einen Stelle belegt und an anderer gleich etwas früher oder später widerlegt. Trotzdem wäre es wohl der Film, den ich vorführen würde, wenn man mich nach einem Film fragt, nur um danach tausend Fragen zu beantworten. Es zeigt eben nur, wie extrem unterschiedlich all die Transgenderfacetten sind.

Man könnte sagen, dieser Film flashte mich total und er liess mich noch einmal über mich selber nachdenken. Was bin ich, was stelle ich dar und wo will ich mich hinbewegen. Ohne Zweifel habe ich aber feststellen können, dass ich genau das richtige mache.

wie sagte Gloria Viagra in GenderX?

Eigentlich ist es egal, was man ist, man sollte einfach sagen können
Ich bin ich.

und wie heißt es auf der Webseite von Julia Ostertag noch?

Eine Hommage speziell an die traditionsreiche Berliner Tunten- , Drag Queen- und MtF-Transgender-Szene, eine Huldigung an die persönliche Freiheit und den Mut zur sexuellen Selbstbestimmung.

Das ist dieser Film absolut.

Und wer schon immer mal wissen wollte, wie die ungeschminkte Wahrheit aussieht, wie also Nina Queer oder Gloria Viagra ohne Makeup oder Perücke aussehen, der wird nach diesem Film mehr wissen.

Für knappe 20 € könnt Ihr bei Julia Ostertag sicherlich auch eine Kopie dieses Filmes bekommen. Ich sage mal, es lohnt sich absolut.

Da stellt nur leider wieder einmal die Frage, warum solche großartigen Werke keine Chance haben einen Verleiher oder wie bei Daggi Binder mit Ihrem Bildband Mein geliebtes Alter Ego, einen Verlag zu bekommen.

Sehr schade.

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  • Ich habe den Film schon mal gesehen, der im Rahme einer Projektwoche an der Uni Konstanz gezeigt wurde und ich fand, daß er eben NUR einen sehr einseitigen Blick auf die Drag-Queen Szene in Berlin gibt. Aber mehr will auch die Filmemacherin nicht, mit diesem Film tun (Originalaussage von ihr). Es ist eben keine Dokumentation über "normale" Transvestiten und Transsexuelle, sondern zeigt eben die Paradiesvögel. Mir hat der Film nicht gefallen, da er eben genau die üblichen Clischees der Transe und Tunte bedient, wie sie in der Bevölkerung vorhanden sind und nicht zur Aufklarung beitragt und auch nicht versucht verstandnis für die Masse der Transgender zur erreichen. Ich habe dazu auch schon mal einen Beitrag geschrieben. Hier die URL dazu: http://michaela-bodensee.blogspot.com/2006/11/film-ident-x.html

  • Hallo Michaela,

    ja, da gebe ich Dir absolut recht, was allerdings ist schon ein "normaler" Transvestit. Ich stehe beispielsweise irgendwo dazwischen. Ich selber stehe darauf, Aufmerksamkeit zu erzielen und aufzufallen. Wenngleich ich nicht den Glamour der Damen aus GenderX habe, so stehe ich dem Lebensgefühl doch sehr nahe. Wie ich schon schrieb, dort sind fast alle Klischees vorhanden und eben gleichzeitig auch noch früher oder spater jeweils von einer anderen Person von sich gewiesen. Alle haben sie unterschiedliche Inhalte, Selbstbilder oder Meinungen von sich. Das zeigt der Film glaube ich sehr gut.

    Aber ja, GenderX ist kein Aufklarungsfilm, es ist eben "nur" eine Dokumentation, wenngleich eien meienr Meinung nach sehr gute.

  • @Michaela:...bitte nicht schon wieder diese Schubladen-Nr. ... sollen doch die Leute machen was sie wollen. Muß denn immer jemand den Finger heben und sagen so muß es sein.... ich stimme Zoe zu. Die Facetten der Transgender sind so mannigfaltig wie schön. Wenn Du gerne unauffalig als Frau durchgehen möchtest ... bitte... ich für meinen Teil finde beides toll... mal so mal so.... ich freue mich wenn ich KEIN Eintritt zahlen muß weil ich als Transe erkannt werde.... genauso als wenn jemand erst nachdem ich den Mund aufgemacht habe drauf kommt....

  • @Shei-la: Ich denke, daß der Film genau diese Schubladen Nr. bedient und eben nicht das ganze Spektrum des Transgendertums erfasst. Wahrscheinlich ist dies sowieso nicht möglich, da es so viele Facetten gibt wie es Menschen gibt oder in dem Fall "Transen" (ich hasse das Wort). In meinem Fall, möchte ich eben nicht auffallen und als Frau durchgehen. Klar das das bei naheren hinsehen nicht immer funktioniert, aber zum Glück schauen die meisten Leute nicht so genau hin oder wollen es nicht sehen oder mein Passing ist so gut oder von allem etwas. Jedenfalls hatte ich bis jetzt noch nicht das Gefühl, das man mir mein Frau-Sein nicht abgenommen hatte, mit ein paar Ausnahmen natürlich, aber damit muß man eben rechnen.

    Einen Film den ich warmstens empfehlen kann ist: Gendernauts-Eine Reise ins Land der Neuen Geschlechter, Ein Film von Monika Treut.

  • @Zoe: sorry das wir dein Comment Blog als Brett benutzen.... aber so kommt mal nen bißchen bewegung in dein blog ;-) ;-)
    @Michaela: Weißt Du das Wort Transen ist nur ein Wort... mehr nicht...niemand sollte Worte hassen... überhaupt is Haß immer der falsche Weg. Egal. Wenn Du mit deinem Weg glücklich bist... ist das doch schön... wenn Nina Queer mit Ihrem glücklich is... laß sie doch... und wenn Julia einen Film über Glamtransen machen möchte ... Ihr Ding. Ich liebe Glam und wenn die Leute mich als was auch immer erkennen... dann ist das meine Bühne .. solange ich zufrieden mit mir bin..... aber danke für den Tipp ich schau mir den mal an.... Ach und das mir den FRAU Sein .. ist ein Faß ohne Boden darüber zu diskutieren.... sollten wir lassen....