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In Tau gekleidet – Dragqueen und Zenmönch

In Tau gekleidet – Dragqueen und Zenmönch

In Hamburg scheint es im Polittbüro ein Theaterstück zu geben, dass durchaus sehenswert ist. Es heisst In Tau gekleidet – Dragqueen und Zenmönch und handelt – wie nicht anders zu erwarten von einer Dragqueen und von einem Mönch.

Die Titelfigur Tommy wächst im sehr prüden Amerika der 50er Jahre auf. Tommy weiss bereits in früher Jugend, dass er schwul ist und wird demnach auch relativ schnell aus der Army entlassen. Ihn zieht es nach San Francisco und dort in die einschlägigen Nachtclubs, in denen er als Dragqueen Alkohol und Drogen jeglicher und härterer Art verfällt. Als Drag Tommy Dee tourt er durch Amerika, lässt keinen Exzess aus und geht als Strichjunge anschaffen.

Mit der Zeit werden allerdings die Clubs und Freier mieser, die Drogen härter und die Gefängnisaufenthalte länger. Ein zerstörendes Leben also, dass ihn irgendwann völlig kaputt nach San Francisco führt.

Dieses allerdings nicht in irgendwelche Swulenbars. Stattdessen findet er Zuflucht in einem Zen-Center, in dem er sich in den nächsten zwanzig Jahren mehr und mehr den Lehren Buddhas einlässt. Den Dragfummel tauscht er gegen das Mönchsgewand ein und nennt sich fortanIssan Dorsey als der er später sogar zum Abt des Hartford Street Zen Centers in San Francisco gekürt wird. Seinem schwulen Leben schwört er allerdings nicht ab und erlebt, wie viele seiner damaligen Freunde und auch er selber an Aids erkrankt.

Schwerkrank schafft er es aber noch gegen jegliche Wiederstände mit dem Maitri-Hospizes für AIDS-Kranke, das erste Aidshospitz der Welt in San Francisco zu eröffnen….

Solch eine Geschichte denkt man sich nicht aus, und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass Issan Dorsey tatsächlich lebte und die Geschichte eben die seines Lebens ist.

Das Polittbüro schreibt in der Pressemitteilung zum Stück folgendes:

Das Leben von ISSAN Tommy Dorsey gleicht einer rasanten Achterbahnfahrt voller Leidenschaft, Gewalt, Erotik und Spiritualität, die Christoph Roethel unverblümt und temporeich inszeniert hat und Karl Maslo mit expressiver Wucht auf die Bühne bringt. Maslo bewegt sich virtuos von einer extremen Station zur nächsten, ist aufgebrezelte Dragqueen mit Glamour-Fummel, Stöckelschuhen, Perücke, Lippenstift und jeder Menge Whisky im Blut, tanzt, singt Chansons, Rocksongs und Jazzstandards, wird beraubt, vergewaltigt, verstoßen, verhaftet, landet als eine von „4 Grazien“ in einem alten Pickup und mit einem Schimpansenbaby auf dem Arm in Alaska, fällt ins Delirium, ist Hippie, Stricher, Junkie, Dealer, Träumer, schwuler Zen-Schüler mit Kopftuch und Schürze und schließlich kahlgeschorener Mönch und hochgeschätzter Lehrer in schlichter Robe und innerem Gleichgewicht.

Klingt spannend, interessant – und ganz schön hart. Aber auf jeden Fall wie ein Theaterstück, dass sich durchaus lohnt anzusehen. Sollte ich mal wieder nach Hamburg, oder das Stück nach Berlin kommen, sollte ich es mir dringend mal ansehen.