Gentrifidingsbums

Gloria Viagra ist ja als politisch bekannt und postet alles was in dem Bereich wichtig und wssenswert ist auf Facebook. Manchmal kommen diese Posts auch an. So zum Beispiel ihr Aufruf zur großen Mieten Stop Demo zu erscheinen:

…schönstes Wetter..
WER SCHWINGT SEINEN ARSCH AUCH GLEICH AUF DIE GROSSDEMO GEGEN MIETABZOCKE ..???
wo kann man sich treffen..?

…ich hatte schon lose davon gehört und mir – eben so lose auch überlegt, dahin zu gehen, es aber dann sehr lose – auch wieder vergessen, Glorias Post brachte mich aber tatsächlich dazu, meinen Arsch aufzuschwingen die Ubahn in Richtung Herrmanplatz zu nehmen, um dann tatsächlich direkt nach Hause zum Oranienplatz mitzulaufen.


Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen Arme zu verdrängen

Irgendwie schwierig finde ich das ja, dort aufzukreuzen, wenn ich doch eigentlich selber Teil des Problems bin. Nur zum Verständnis, ich bin ein relativ gut verdienender Mensch, der sich irgendwann mal überlegt hat, dass Berlin toll ist und dass Kreuzberg noch toller ist. Ich habe direkt am Oranienplatz in Kreuzberg eine Wohnung bezogen und zahle dabei sicher mehr Miete, als die alteingesessenen Bewohner meines Hauses. Ich erhöhe damit den Mietenspiegel. Ich kann mir ausserdem noch einige Mietsteigerungsrunden leisten und bin also Mitschuld, wenn sich meine Nachbarn irgendwann die Miete nicht mehr leisten können.


Das goldene Stück Scheisse geht wohl (auch) an mich… aber wann sind dazugezogene eigentlich okay?

Immerhin rede ich nicht schwäbisch, führe keinen Kinderwagen durch Berlin und kaufe auch nicht bio, sondern mag Berlin so, wie Berlin JETZT ist. Trotzdem bin ich das Problem, auch wenn ich der Meinung bin, Berlin auch einiges zurückzugeben.


Wärmedämmung und 85% Mieterhöhungen laut Flyer

Aber auch als Problem kann ich auf das Problem aufmerksam machen und sei es nur durch die Anwesenheit auf der Demo oder diesen Blogbeitrag, denn es zog mch wie gesagt nach Neukölln um der Demo beizuwohnen.

Ich kam aus de U-Bahn und stolperte erst einmal über Info Stände der Linken, Grünen und einiger noch weiter linka anzusiedelnden Parteien und Vereinigungen. Ich war verärgert und war geneigt auch nach der FDP und der CDU zu suchen, die – so kurz vor der Wahl – bestimmt auch irgendwo auf sich aufmerksam machen wollten. Politische Parteien hatte in meinen Augen hier absolut nichts verloren.


Man glaubt keinen Wahlversprechen, egal von welcher Partei.
Auch nicht Frau Künast

Richtig glücklich war ich demnach aus, als die Veranstalter allen politischen Vereinigungen mehrfach das Recht absprachen, diese Demo mit ihren Fahnen zu begleiten und sogar so weit gingen, dass sie jedem Demoinstranten das recht zubilligten. Den Fahnenträgern „dabei behilflich zu sein, ihre Fahnen runterzunehmen“. Auch Prominente hätten am Anfang des Zuges nichts verloren.  Applaus von der Menge und Applaus von mir. Applaus auch dafür, diese Personen – ohne Fahne – trotzdem auf der Demonstration willkommen zu heissen.


Wenn ich einem Politiker seine Aussagen abnehme, dann ihm.
Keine Demo ohne Hans-Christian Ströbele und sein Fahrrad.

Ich habe keine Ahnung, ob sich ausser Herrn Ströbele (und seinem Fahrrad), den ich auf jeder derartigen Demonstration begrüsse Prominente Personen irgendwelcher Parteien dazu hinabliessen, diese Demo zu begleiten, aber das taten wirklich viele Leute. Die Welt sprach von 1.000, die Berliner Morgenpost von 2.500, die Polizei ebenfalls dan 2.500 ud die Veranstalter von 6.000… Ich neige eine Zahl anzunehmen, die nahe an der Veranstalterzahl liegt, denn ich habe den zug einmal von beginn bis fast ende an mir vorbeilaufen lassen und es waren wirklich, wirklich viele.


Der Demoanfang ist nicht zu sehen

Man muss auch den Veranstaltern ein Riesen Kompliment machen, so viele Menschen zu  mobilisieren, und gleichzetig eine so gute Demo zu veranstalten. Der zug lief nämlich keinesfalls wahllos durch Neukölln und Kreuzberg, sondern direkt an diversen derzeitigen Brennpunkten vorbei, die gezeigt und erklärt wurden.


Das Demoende auch nicht

Das waren dann Häuser der GSW, die entmietet und verrottet werden, Häuser, die Luxus-saniert werden, Leerräume, die es bald nicht mehr gibt, einer Stadtvilla, die etwa den dreifachen Quadratmeter hat oder das Carloft, dass an diesem Tag von Polizei und ihren Hunden geschützt wurde – übrigens auch der einzige Punkt, an dem die Stimmung umzuschwappen gefahrlief. Denn sie war die ganze Strecke ziemlich gut.


Das Carloft. Auswüchse vollkommener Unsinnigkeit.
beschützt von gepanzerten Männern in Grün und ihren Hunden

Was nicht bedeutet, dass die Leute nicht sauer waren. ich hörte einige Gespräche von Personen, die selber entmietet wurden, die wegen Mietsteigerungen umziehen mussten oder in anderer Art sehr unzufrieden waren… Wobei es wirklich ein querschnitt der Mietenden dieser Stadtteile war und nicht etwa eine typisch linke Demo.


Die GSW lässt das Gebäude verrotten, bis auch die letzten Mieter ausziehen

Okay, es gab auch Autonome, Personen der DKP oder andere komische gestalten, aber diese waren eindeutig in der Unterzahl. Ich hatte auch das Gefühl, als sei dieses tatsächlich eine Demo gewesen, die sich mit der Stecke vergrößerte. Sehr gut. Auch wenn es einige komische Blicke bon Balkonen gab, waren die meisten doch von der Demo sehr angetan und zeigen dieses auch.

Erstaunt war ich auch, wie viele Kiez-, Mieter, Hilfsinitiativen es gibt. Viele! Gut, dass es sie gibt, schade, dass es sie geben muss.

Also großes Lob an alle, die da waren und an die Veranstalter, nur einen Hinweis, die nächste auf einen Sonntag, dann findet es auch in den gelesenen Zeitungen am Montag statt…